Felix: Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, mit uns ein Interview zu führen.
Iris Genenz: Vielen Dank, dass ich hier sein darf und ihr mich interviewen wollt.
Felix: Auf deiner Website steht, dass du ursprünglich etwas „Ordentliches“ gelernt hast. Hast du davor schon geschrieben? Oder anders gefragt: Wie wird aus einer Sozialpädagogin eine Kinderbuchautorin?
Iris Genenz: Gute Frage! Tatsächlich habe ich, bevor ich mein erstes Buch geschrieben habe, noch nie wirklich geschrieben. Das lag daran, dass ich – das muss ich zugeben – immer ein bisschen zu faul dafür war.
Außerdem war ich nie besonders gut in Rechtschreibung. Aber ich habe mir schon immer gerne Geschichten ausgedacht. Als Teenager habe ich mir oft vorgestellt, mein Leben sei wie ein Comic-Roman, ein bisschen wie Mein Lotta-Leben oder Ruby Black. Ich habe mein Leben im Kopf kommentiert und mir Abenteuer ausgemalt, die ich erleben könnte.
Zum Schreiben bin ich dann erst während meiner Elternzeit mit meinem Sohn gekommen. Ich hatte eine Geschichte im Kopf, die ich unbedingt für ihn festhalten wollte. Meine Tochter hat mich dabei auch inspiriert. Und als ich angefangen habe, zu schreiben, habe ich gemerkt, wie viel Spaß es macht.
Es ist wirklich toll – und dank des Computers muss man auch nicht perfekt in Rechtschreibung sein. Der korrigiert ja einiges.
Felix: Das ist praktisch! In der Schule benutzen wir inzwischen iPads statt Papier. Leider ist die Rechtschreibprüfung da deaktiviert.
Gemein, oder? Während der Schulzeit geht das nicht. Aber natürlich nutze ich auch keine Webseiten zur Rechtschreibprüfung – niemals!
Iris Genenz: Natürlich nicht! Das sehe ich dir auch gar nicht an.
Luca: Was war das Coolste, was dir ein Kind bei einer Lesung je gesagt hat?
Iris Genenz: Das Schönste ist, wenn Kinder nach der Lesung zu mir kommen und sagen: „Ich habe auch schon ein Monster gesehen!“ Besonders, wenn ich ihnen von den Monstern erzähle, die ich in meinen Geschichten vorkommen lasse.
Manche Kinder erzählen dann, sie hätten ein Monster auf dem Schulhof oder sogar auf der Schultoilette gesehen. In meinen Lesungen fange ich immer ein Monster, das ich den Kindern zeige – natürlich nur imaginär. Oft kommen sie nach der Pause oder nach der Lesung zu mir und sagen: „Du, ich habe genau das gleiche Monster wieder gesehen. Du musst nochmal los und eins fangen!“
Es ist toll zu sehen, wie begeistert sie mitfiebern und plötzlich überall Monster entdecken.
Felix: In deinen Büchern geht es also um Monster. Corinna Böckmann – habe ich das richtig ausgesprochen? – hat ja im Beastbook wirklich tolle Illustrationen gemacht. Könntest du dir vorstellen, dass eines deiner Monster mal in einem Film gezeigt wird?
Iris Genenz: Das kann ich mir sehr gut vorstellen! Ich glaube, die Monsterjäger würden sich hervorragend für einen Film eignen. Ich verlinke sogar regelmäßig Netflix in meinen Social-Media-Beiträgen, in der Hoffnung, dass sie darauf aufmerksam werden.
Bisher hat sich leider noch niemand gemeldet. Aber die Art, wie Corinna die Monster gezeichnet hat, wäre einfach perfekt für die Leinwand!
Felix: Hast du mal Ghostbusters gesehen?
Iris Genenz: Ja, als Kind habe ich die Filme gesehen. Es gab damals auch Zeichentrickserien dazu. Die neueren Filme kenne ich allerdings nicht.
Felix: Irgendwie musste ich bei deinen Monsterjägern kurz daran denken.
Iris Genenz: Das sagen viele! Tatsächlich habe ich beim Schreiben gar nicht an Ghostbusters gedacht. Erst als das Buch veröffentlicht wurde – zwei Jahre nach dem Schreiben –, ist mir aufgefallen, dass ich in einer Szene sogar einen Ghostbusters-Anzug erwähnt habe.
Das war aber eher zufällig. Eigentlich habe ich eher an Fantastische Tierwesen von J.K. Rowling gedacht.
Felix: Das passt irgendwie beides: Ghostbusters und Fantastische Tierwesen.
Luca: Wie gehst du vor, wenn du ein neues Buch schreibst? Planst du alles oder schreibst du einfach drauflos?
Iris Genenz: Am Anfang habe ich einfach drauflosgeschrieben. Das hat für die ersten Kapitel gut funktioniert, aber irgendwann wurde es chaotisch, weil ich nicht mehr wusste, was ich schon erzählt hatte und was nicht.
Deshalb plane ich inzwischen ein bisschen strukturierter. Ich mache mir eine Art Fahrplan und überlege, was in jedem Kapitel passieren soll. Das gibt mir Sicherheit, aber ich lasse immer noch genug Raum für spontane Ideen.
Felix: Das klingt nach einer guten Mischung. Kommt es vor, dass dir mitten in der Nacht eine Idee einfällt, die unbedingt ins Buch muss?
Iris Genenz: Oh ja, das passiert mir oft! Ich habe immer ein Notizbuch auf dem Nachttisch, damit ich die Idee schnell aufschreiben kann. Manchmal nutze ich auch mein Handy, wenn ich zu faul bin, das Licht anzumachen. Allerdings kann ich am nächsten Morgen kaum entziffern, was ich da im Halbschlaf getippt habe.
Luca: Was machst du, wenn du eine Schreibblockade hast?
Iris Genenz: Dann mache ich erst mal eine Pause. Ich gehe spazieren, beschäftige mich mit meiner Familie oder spiele mit meinen Kindern.
Manchmal hilft es, mir vorzustellen: „Was würde meine Hauptfigur jetzt tun?“ Das bringt mich oft zurück in die Geschichte.
Felix: Das ist ein guter Tipp. Lesen deine Kinder eigentlich deine Bücher?
Iris Genenz: Ja, meine Tochter ist meine erste Testleserin und gibt mir immer ehrliches Feedback, meistens lese ich meinen Kindern meine Texte vor. Mein Sohn wird bald 10 Jahre alt und auch er gehört zu meinen Ideenratgebern und Testlesern. Von ihm kommt das „Grausige Grünwurmmonster“.
Es ist wunderschön zu sehen, wie begeistert sie von meinen Geschichten sind. Manchmal haben sie sogar Ideen, die ich einbaue.
Luca: Das klingt wie ein richtiges Familienprojekt.
Felix: Du hast schon einige Bücher geschrieben. Gibt es etwas, das du unbedingt noch machen möchtest? Vielleicht ein Buch für Erwachsene?
Iris Genenz: Ja, das könnte ich mir vorstellen. Ich habe sogar schon Ideen für Geschichten, die eher für Erwachsene geeignet wären. Aber im Moment macht es mir so viel Spaß, für Kinder zu schreiben, dass ich dabei bleiben möchte.
Vielleicht irgendwann. Aber gerade jetzt liebe ich es, die Fantasie der Kinder anzuregen.
Felix: Das ist eine tolle Einstellung. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast.
Iris Genenz: Danke euch! Es hat richtig Spaß gemacht, mit euch zu plaudern.