Die Leipziger Buchmesse war für uns dieses Jahr eine spannende
Chance, sich mit Autoren und Autorinnen zu unterhalten. Es ist so toll,
wenn wir mit den Leuten sprechen können, deren Texte oder Bilder wir nur
kennen. Wie die Autoren und Autorinnen zu dem geworden sind, welche
Bücher sie gerne Lesen. Solche Dinge interessieren uns. Wir trafen uns
auch mit Mario Fesler und sprachen über Körpertausch, Handys und Astrid
Lindgren.
Bookbrothers Luca: Wie bist du auf die Idee gekommen ein Buch
über Körpertauschen zu schreiben?
Mario Fesler: Die Idee habe ich, ehrlich gesagt, geklaut. Also
Körpertausch ist jetzt nicht ganz neu. Es gibt schon viele so
Körpertauschgeschichten. Ich weiß nicht ob ihr die kennt: “Freaky
Friday” zum Beispiel. Da geht es eigentlich immer darum, dass Töchter
mit ihren Müttern die Körper tauschen und ich fand die immer lustig,
habe mich aber immer gefragt, warum das eigentlich immer das Gleiche
ist. Warum baut man nicht einmal andere Leute ein? Deswegen begann ich
mit dem ätzenden älteren Bruder. Dann dachte ich Lehrer wäre ja auch mal
eine schöne Sache. Habt ihr den dritten Band schon gelesen?
Bookbrothers Felix: Nein, ich habe leider schon den zweiten
Teil noch nicht gelesen, ich hole das aber nach. Der zweite Teil steht
schon zuhause
Mario Fesler: Im dritten Band wird mit der besten Freundin getauscht.
Ich fand so witzig, weil man so die Möglichkeit hat, das Leben von
anderen Menschen kennen zu lernen.
Bookbrothers Felix: Was ist das beste daran ein Autor zu sein
und was nervt?
Mario Fesler: Das Beste daran ist, dass man Leute wie euch trifft und
halt wirklich Kontakt mit Lesern hat. Das mag ich sehr gerne. Ich denke
mir auch gerne die ganzen Dinge aus. Ich schreibe auch nichts was ich
nicht selbst lesen würde. Ich kann mich austoben und kriege dann später
Geld für etwas, was mir wirklich Spaß macht.
Mich nervt, wenn das Buch nicht so gut ankommt, wie man es sich
gewünscht hat und Überarbeiten kann auch ziemlich nervig sein. Vor
allem, wenn man merkt, dass die eigene Rechtschreibung doch nicht so gut
ist, wie man immer dachte. Aber selbst dann ist man zufrieden, wenn’s am
Ende doch ganz cool geworden ist.
Bookbrothers Luca: Findest du das Kinder und Jugendliche
zuviel Zeit am Handy verbringen?
Mario Fesler: Ich finde das alle Menschen zuviel Zeit am Handy
verbringen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass Kinder und Jugendliche in
meiner Wahrnehmung schon fast professioneller damit umgehen als manche
Erwachsene. Generell ist es schon eine echte Seuche. Ich bemerke ja
auch, dass ich Zeit, die ich sinnvoll hätte nutzen können mit dem
Angucken von 15 Katzenvideos auf Insta verschwendet habe. Das ist kein
Kinder- und Jugendproblem – ich glaub das ist ein gesellschaftliches
Problem.
Bookbrothers Felix: Ich kenne das auch, dass Erwachsene nicht
gut mit elektrischen Geräten umgehen können. Es ist schon normal, dass
man als Kind oder Schüler gefragt wird, wie man das I-Pad mit dem
Smartboard oder dem Fernseher koppelt und solche Dinge.
Mario Fesler: Ja, Leute in eurem Alter sind mit diesen Dingen
versierter. Also, ich frag meine Neffen mittlerweile auch häufig mal,
wenn ich etwas nicht checke.
Bookbrothers Felix: Mit wem würdest du wenn du könntest gerne
den Körper tauschen.
Mario Fesler: Wahrscheinlich schon mit irgendjemand Prominenten der
sehr viel Geld hat und es mir dann überweisen kann.
Bookbrothers Luca: Dwayne Johnson
Mario Fesler: Dwayne Johnson, stimmt, dann könnte ich mir auch das
Fitnessstudio endlich mal sparen. Das sieht bei ihm einfach deutlich
überzeugender aus als bei mir. Dwayne Johnson wäre schonmal gut, aber
ich glaube schriftstellerisch betrachtet, würde ich gerne mal mit
Stephen King den Körper tauschen, in der Hoffnung das ich mir ein paar
Ideen aus seinem Hirn abschreiben kann.
Bookbrothers Luca: Wie war deine Kindheit in der Schule? Bei
„Extrem gefährlich“ wird Max ja sehr viel von seinen Eltern überwacht
und bei Lizzy handelt es sich ja um eine Außenseiterin?
Mario Fesler: Ich glaube, Lizzy ist mir ähnlicher als Max. Meine
Eltern waren überhaupt keine Helikoptereltern. Ich wurde nicht besonders
überwacht, hatte viele Freiheiten. Meine Eltern haben da nen echt guten
Job gemacht. Ich war auch kein Außenseiter, obwohl ich riesige Zähne
hatte (wo die hin sind, weiß ich nicht) und schlank war ich auch nicht
gerade. Ich hatte aber immer coole Freunde, die alles seltsame an mir
akzeptiert haben. Ich mochte meine Schulzeit. Ich mochte meine Schulzeit
total und finde es komisch, wenn Leute sagen: “Die Schule war die
schlimmste Zeit meines Lebens.” Das kann ich für mich jedenfalls nicht
unterschreiben.
Bookbrothers Felix: Das habe ich noch nie gehört, dass jemand
gesagt hat „Schule ist die schlimmste Zeit“ also außer Schüler
selber.
Mario Fesler: Das habe ich damals vielleicht auch gesagt, aber ich
kannte ja auch noch nicht viel anderes. Aber doch, ich kenne gerade bei
Erwachsenen schon einige, die sagen, dass sie da gar nicht gerne dran
zurückdenken.
Bookbrothers Felix: Wir haben gelesen, dass dein Buch über
„Oliver“ nie veröffentlicht wurde. Warum eigentlich nicht?
Mario Fesler: Ja, also das Feedback war hauptsächlich, dass das
einfach zu traurig ist. Ich habe mittlerweile eine beeindruckende Liste
an Büchern, die nicht veröffentlicht wurden und bei Oliver ging es halt
um ein Kind, das am Ende des Buches stirbt. Das wird am Anfang des
Buches auch direkt erwähnt. Alle haben gesagt: “Das ist gut geschrieben,
aber das kriegen wir nicht verkauft.” Sobald man das Thema Tod
einbringen möchte, gehen die Verlage rückwärts aus der Tür raus.
Bookbrothers Felix: Der Tod muss dann irgendwas Wichtiges für
die Story bringen. Die Hauptfigur stirbt, strengt sich dann aber viel
mehr an oder so was ähnliches.
Mario Fesler: Genau darum ging es mir auch. Kennt ihr die “Die Brüder
Löwenherz” von Astrid Lindgren?
Bookbrothers Felix: Ja
Mario Fesler: Das ist eins meiner Lieblingsbücher gewesen und ich war
als Kind überrascht, als meine Mutter uns das bis Seite 3 vorgelesen hat
und dann in Tränen ausgebrochen ist. Sie hat gesagt: “Das könnt ihr
lesen, wenn ihr alt genug seid.” Es war total beeindruckend, dass ein
Buch so eine Wirkung haben kann. Natürlich habe ich es dann selbst
gelesen. Ich fand es super und mein Buch “Oliver” ging ja auch in die
selbe Richtung: Oliver stirbt und wechselt dann in eine Art
Fantasie-Welt. Er durfte sein persönliches Abenteuer erleben. Klar war
das traurig, aber eigentlich war die Geschichte spannend und an vielen
Stellen sogar sehr lustig.
Bookbrothers Felix: Ich erinnere mich noch an “die
Brüder Löwenherz”. Da hatte sich der überall beliebte große Bruder
Jonathan sich für seinen todkranken Bruder Krümel, also Karl, geopfert
und ihn aus dem brennenden Haus gerettet. Später starb Krümel an seiner
Krankheit und traf Jonathan in Nangijala wieder.
Mario Fesler: Genau, und dann kämpfen sie dann gegen den Drachen
Katla. In Nangijala kann sich dann Krümel als Held beweisen und sich für
seinen Bruder ein großes Opfer leisten. Ich fand das Buch wahnsinnig
toll. Ich wollte so etwas ähnliches schreiben, wobei ich natürlich nicht
die heilige Astrid Lindgren erreichen würde. Aber ich wollte es
zumindest versuchen.
Bookbrothers Felix: Also “Die Brüder Löwenherz” habe ich bei
meiner Omi gelesen, die hat uns nämlich das Buch hingelegt und hat
gesagt: “Ihr könnt das hier mal lesen” und sie hat uns gesagt, dass
unser Papa das Buch immer richtig gemocht hat. Die Omi hat nicht
geflunkert. Das ist eins von Papas Lieblingsbüchern.
Mario Fesler: Ja, da gehe ich voll mit bei eurem Vater. Wie hat es
dir gefallen oder euch?
Bookbrothers Felix: Ich fand es gut, ich weiß aber nicht ob
Luca das gelesen hat.
Bookbrothers Luca: Nein, habe ich noch nicht.
Bookbrothers Luca: Ist „Switch You“ abgeschlossen mit dem
dritten Teil?
Mario Fesler: Nach dem dritten Teil ist Schluss ja. Es war schon ein
bisschen angelegt als eine Serie, die auch länger funktioniert hätte.
Ich hatte noch etliche andere Tauschpartner im Kopf. Das Buch war kein
Flop, aber es hat nicht so viele Fans gefunden, dass man sagt: “Damit
machen wir jetzt weiter”. Ich find’s schade, es tut mir schon weh.
Andererseits kommt Ende April der Auftakt für eine Agentenserie heraus.
Aber ganz anders, als “Extrem gefährlich”, es gibt also keine
sprechenden Tiere und es ist tatsächlich eher ein Thriller. Das macht
mir richtig viel Spaß. Ich überarbeite schon den 2. Teil und wenn ich
eigentlich Fehler finden und beheben will, passiert es mir immer wieder,
dass ich selbst von meinem eigenen Buch gefesselt bin. Ich bin gespannt,
wie das Buch euch gefallen wird, da ihr ja auch alle 3 “Extrem
gefährlich” hattet, oder?
Bookbrothers Luca: Ja
Mario Fesler: Insofern seid ihr ja schon Kenner und könnt das
einstufen, wie gut mir das in diesem Falle gelungen ist.
Bookbrothers Luca: Vielen Dank für das tolle
Interview.
Mario Fesler: Ich danke euch, das hat Spaß gemacht.