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Interview mit Jochen Till und Raymund Frey

Auf der Leipziger Buchmesse bot sich für uns die Möglichkeit, sich mit vielen Autoren und Illustratoren zu unterhalten. Unter anderem konnten wir dieses Mal auch mit dem Dream-Team für Luzifer Junior unterhalten: Dem Illustrator Raimund Frey und dem Autor Jochen Till. Es war ein höllisch starkes Interview für uns.

Bookbrothers Felix: Luzifer Junior ist bekanntermaßen ja der Sohn vom Teufel höchstpersönlich. Gab es mal Kritik deswegen?

Jochen Till: Ja, manchmal gibt’s Kritik und manchmal durfte ich das tatsächlich nicht vorlesen wegen Luzifer und so. Aber es war wesentlich weniger, als ich erwartet habe.

Raimund Frey: Die Kritik kam nur von Leuten die das Buch auch nicht gelesen haben.

Jochen Till: Ja, genau. Wenn irgendwie Kritik kommt, dann immer von Leuten die das Buch gar nicht gelesen haben.

Bookbrothers Luca: Darf man das auch in einer Kirche vorlesen?

Jochen Till: Wir haben Luzifer Jr. sogar in einer katholischen Kirche, glaub ich, vorgelesen.

Raimund Frey: Die Kirche war in der Nähe von Mainz.

Jochen Till: Einmal, und es ist nichts passiert und die Kirche steht auch noch.

Bookbrothers Felix: Ich glaub auch, dass da kein Blitz in die Kirche eingeschlagen hat oder euch getroffen hat. Ihr lebt ja noch.

Jochen Till: Ja!

Raimund Frey: Ja und die Leute von der Kirche fanden es auch super. Die haben auch zugehört.

Bookbrothers Luca: Jochen, du schreibst ja sowohl Kinder- als auch Jugendbücher was sind die größten Unterschiede beim schreiben dieser Bücher?

Jochen Till: Also meine Jugendbücher spielen immer im echten Leben. Sie sind realistisch. Sie spielen in der Schule, da gehts um Freundschaft, da gehts um Liebe und so weiter und sofort. Bei meinen Kinderbüchern kann ich immer komplett rumspinnen. Wir sind in der Hölle oder da haben wir Piraten, da haben wir Ritter, da haben wir Spackos in Space, Aliens. Dracula. Das ist der größte Unterschied. Die Jugendbücher zeigen das echte Leben und bei den Kinderbüchern kann ich rumspinnen.

Bookbrothers Felix: Welches Buch würdest du Kindern empfehlen die noch nicht so viel lesen?

Jochen Till: Na da gibt es ja ganz viele. Also jetzt würde glaub ich erstmal die Höchstfamose Zooschule empfehlen. Also das ist so als Einsteigerbuch für Kinder die nicht so gerne lesen ganz gut.

Bookbrothers Luca: Dann gibt es ja auch noch so ein Anfänger
Luzifer Junior Buch namens “Cornibus und Co”

Jochen Till: Ja, Cornibus und Co, wobei Cornibus und Co eigentlich auch erst so ab 9/10 ist. Das “Leselöwen – höllisch gute Freunde Buch” ist passend.

Bookbrothers Luca: Kanntest du Raimund Frey schon vor dem ersten Luzifer Junior Buch?

Jochen Till: Nein, wie haben und tatsächlich durch Luzifer erst kennengelernt.

Bookbrothers Luca: Und dann wurdet ihr Freunde.

Jochen Till: Genau.

Bookbrothers Felix: Der Teufel hat Freunde erschaffen.

Jochen Till: Ja

Raimund Frey: Ja. Total.

Bookbrothers Felix: Wenn du nicht schreibst, was machst du dann am liebsten?

Jochen Till: Wenn ich nicht schreibe, bin ich ja meistens auf Lesereise und wenn ich überhaupt nichts mache, dann bin ich am liebsten auf meiner Couch und gucke Serien oder so.

Bookbrothers Luca: Ist verständlich. Würde ich auch gerne während der Schulzeit machen.

Jochen Till: Ja, klar, wer würde das nicht?

Bookbrothers Luca: Hast du irgendwelche Rituale die dir beim schreiben helfen?

Jochen Till: Nee, habe ich wirklich gar keine. Also ich schreibe jeden Tag, wenn ich zuhause bin, aber ich höre Musik beim schreiben.

Bookbrothers Luca: Also das ist dein Ritual.

Jochen Till: Stimmt, also das muss dabei sein. Aber leise.

Bookbrothers Felix: Was ist das Beste daran Schriftsteller zu sein und worauf könntest du gerne verzichten?

Jochen Till: Was ist das Beste daran? Ich mag einfach alles. Ich mag die Arbeit, ich mag die Lesungen, ich mag das hier jetzt auf der Messe mit euch. Worauf könnte ich am ehesten verzichten? Naja manchmal halt, wenn man halt große Diskussionen mit den Verlagen hat über Cover oder über Titel und so. Also darauf könnte ich verzichten. Aber so schlimm es auch wieder nicht. Also ich hab eigentlich nichts zu meckern. Mein Leben ist super.

Bookbrothers Felix: Was war dein Lieblingsbuch früher und welches jetzt?

Jochen Till: Halt von allen Büchern auf der Welt meinst du jetzt, also nicht meine eigenen.

Bookbrothers Felix: Ja

Raimund: Als Kind hattest du ja noch keine eigenen.

Jochen Till: Weißt du das?

Raimund Frey: Ja.

Jochen Till: Also selbst als Kind konnte ich mich nicht für eins entscheiden. Ich habe ganz viele Sachen gelesen. Ich habe Fünf Freunde gelesen, ich habe drei Fragezeichen gelesen, ich habe Burg Schreckstein gelesen. Ich könnte mich selbst heute nicht für ein Buch entschieden. Könnt ihr euch für ein Buch entscheiden?

Bookbrothers Luca: Luzifer Junior, also das ist eine Reihe aber trotzdem.

Jochen Till: Gute Antwort.

Raimund Frey: Das ist mal ne gute Antwort.

Jochen Till: Das würde ich auch sagen, aber ich habe es ja geschrieben, dass hört sich dann so doof an. Früher habe ich immer geantwortet: “Peter Pan”. Ich liebe Peter Pan sehr. Aber sonst, es gibt so viele tolle Bücher.

Bookbrothers Felix: Was dauert länger, das Schreiben oder das
Zeichnen.

Jochen Till: Na das kommt ganz auf den Umfang an. Also halt bei einem Cornibus Buch dauert das Zeichnen länger und bei einem Luzifer Junior Buch dauert das Schreiben länger, weil es ja viel mehr Text ist. Bei Cornibus ist es ja nicht so viel Text und sehr viele Zeichnungen. Also halt kommt immer auf das Buch drauf an.

Bookbrothers Felix: Raimund, wann hast du angefangen zu zeichnen.

Raimund Frey: Ich habe würd ich sagen vor dem Kindergarten schon angefangen. Ich habe als kleines Kind immer schon das Zeichnen gelernt. Als Illustrator arbeite ich jetzt seit 15 Jahren.

Bookbrothers Luca: Wir haben vorhin beim Fischerverlag ein Buch gesehen und und beim Cover gedacht, dass das von dir sein könnte.

Raimund Frey: Klar vom Andreas Schlüter. Ich mache zwei Reihen für Andreas und die andere kommt bei Karibu raus.

Bookbrothers Felix: Man erkennt den Stil.

Raimund Frey: Sie haben mich sogar anstandslos aufs Cover gemacht. Das wusste ich gar nicht und habe noch gar nicht gemosert und das haben sie tatsächlich einfach so gemacht.

Jochen Till: Bei Luzifer hat es ja lang genug gedauert bis er vorne auf dem Cover stand. Bei Band 1 steht er nicht vorne drauf.

Raimund Frey: Ab dem Zombieband mein ich.

Jochen Till: Band 12. Also erst da haben wir es geschafft, dass der Raimund auch vorne drauf steht.

Raimund Frey: Das hat mich sehr viele Emails gekostet. Aber naja.

Bookbrothers: Danke für das schöne Interview und eine gute
Fahrt nach Hause.

Interview mit Mario Fesler

Die Leipziger Buchmesse war für uns dieses Jahr eine spannende Chance, sich mit Autoren und Autorinnen zu unterhalten. Es ist so toll, wenn wir mit den Leuten sprechen können, deren Texte oder Bilder wir nur kennen. Wie die Autoren und Autorinnen zu dem geworden sind, welche Bücher sie gerne Lesen. Solche Dinge interessieren uns. Wir trafen uns auch mit Mario Fesler und sprachen über Körpertausch, Handys und Astrid Lindgren.

Bookbrothers Luca: Wie bist du auf die Idee gekommen ein Buch über Körpertauschen zu schreiben?

Mario Fesler: Die Idee habe ich, ehrlich gesagt, geklaut. Also Körpertausch ist jetzt nicht ganz neu. Es gibt schon viele so Körpertauschgeschichten. Ich weiß nicht ob ihr die kennt: “Freaky Friday” zum Beispiel. Da geht es eigentlich immer darum, dass Töchter mit ihren Müttern die Körper tauschen und ich fand die immer lustig, habe mich aber immer gefragt, warum das eigentlich immer das Gleiche ist. Warum baut man nicht einmal andere Leute ein? Deswegen begann ich mit dem ätzenden älteren Bruder. Dann dachte ich Lehrer wäre ja auch mal eine schöne Sache. Habt ihr den dritten Band schon gelesen?

Bookbrothers Felix: Nein, ich habe leider schon den zweiten Teil noch nicht gelesen, ich hole das aber nach. Der zweite Teil steht schon zuhause

Mario Fesler: Im dritten Band wird mit der besten Freundin getauscht. Ich fand so witzig, weil man so die Möglichkeit hat, das Leben von anderen Menschen kennen zu lernen.

Bookbrothers Felix: Was ist das beste daran ein Autor zu sein und was nervt?

Mario Fesler: Das Beste daran ist, dass man Leute wie euch trifft und halt wirklich Kontakt mit Lesern hat. Das mag ich sehr gerne. Ich denke mir auch gerne die ganzen Dinge aus. Ich schreibe auch nichts was ich nicht selbst lesen würde. Ich kann mich austoben und kriege dann später Geld für etwas, was mir wirklich Spaß macht.

Mich nervt, wenn das Buch nicht so gut ankommt, wie man es sich gewünscht hat und Überarbeiten kann auch ziemlich nervig sein. Vor allem, wenn man merkt, dass die eigene Rechtschreibung doch nicht so gut ist, wie man immer dachte. Aber selbst dann ist man zufrieden, wenn’s am Ende doch ganz cool geworden ist.

Bookbrothers Luca: Findest du das Kinder und Jugendliche zuviel Zeit am Handy verbringen?

Mario Fesler: Ich finde das alle Menschen zuviel Zeit am Handy verbringen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass Kinder und Jugendliche in meiner Wahrnehmung schon fast professioneller damit umgehen als manche Erwachsene. Generell ist es schon eine echte Seuche. Ich bemerke ja auch, dass ich Zeit, die ich sinnvoll hätte nutzen können mit dem Angucken von 15 Katzenvideos auf Insta verschwendet habe. Das ist kein Kinder- und Jugendproblem – ich glaub das ist ein gesellschaftliches Problem.

Bookbrothers Felix: Ich kenne das auch, dass Erwachsene nicht gut mit elektrischen Geräten umgehen können. Es ist schon normal, dass man als Kind oder Schüler gefragt wird, wie man das I-Pad mit dem Smartboard oder dem Fernseher koppelt und solche Dinge.

Mario Fesler: Ja, Leute in eurem Alter sind mit diesen Dingen versierter. Also, ich frag meine Neffen mittlerweile auch häufig mal, wenn ich etwas nicht checke.

Bookbrothers Felix: Mit wem würdest du wenn du könntest gerne den Körper tauschen.

Mario Fesler: Wahrscheinlich schon mit irgendjemand Prominenten der sehr viel Geld hat und es mir dann überweisen kann.

Bookbrothers Luca: Dwayne Johnson

Mario Fesler: Dwayne Johnson, stimmt, dann könnte ich mir auch das Fitnessstudio endlich mal sparen. Das sieht bei ihm einfach deutlich überzeugender aus als bei mir. Dwayne Johnson wäre schonmal gut, aber ich glaube schriftstellerisch betrachtet, würde ich gerne mal mit Stephen King den Körper tauschen, in der Hoffnung das ich mir ein paar Ideen aus seinem Hirn abschreiben kann.

Bookbrothers Luca: Wie war deine Kindheit in der Schule? Bei „Extrem gefährlich“ wird Max ja sehr viel von seinen Eltern überwacht und bei Lizzy handelt es sich ja um eine Außenseiterin?

Mario Fesler: Ich glaube, Lizzy ist mir ähnlicher als Max. Meine Eltern waren überhaupt keine Helikoptereltern. Ich wurde nicht besonders überwacht, hatte viele Freiheiten. Meine Eltern haben da nen echt guten Job gemacht. Ich war auch kein Außenseiter, obwohl ich riesige Zähne hatte (wo die hin sind, weiß ich nicht) und schlank war ich auch nicht gerade. Ich hatte aber immer coole Freunde, die alles seltsame an mir akzeptiert haben. Ich mochte meine Schulzeit. Ich mochte meine Schulzeit total und finde es komisch, wenn Leute sagen: “Die Schule war die schlimmste Zeit meines Lebens.” Das kann ich für mich jedenfalls nicht unterschreiben.

Bookbrothers Felix: Das habe ich noch nie gehört, dass jemand gesagt hat „Schule ist die schlimmste Zeit“ also außer Schüler selber.

Mario Fesler: Das habe ich damals vielleicht auch gesagt, aber ich kannte ja auch noch nicht viel anderes. Aber doch, ich kenne gerade bei Erwachsenen schon einige, die sagen, dass sie da gar nicht gerne dran zurückdenken.

Bookbrothers Felix: Wir haben gelesen, dass dein Buch über „Oliver“ nie veröffentlicht wurde. Warum eigentlich nicht?

Mario Fesler: Ja, also das Feedback war hauptsächlich, dass das einfach zu traurig ist. Ich habe mittlerweile eine beeindruckende Liste an Büchern, die nicht veröffentlicht wurden und bei Oliver ging es halt um ein Kind, das am Ende des Buches stirbt. Das wird am Anfang des Buches auch direkt erwähnt. Alle haben gesagt: “Das ist gut geschrieben, aber das kriegen wir nicht verkauft.” Sobald man das Thema Tod einbringen möchte, gehen die Verlage rückwärts aus der Tür raus.

Bookbrothers Felix: Der Tod muss dann irgendwas Wichtiges für die Story bringen. Die Hauptfigur stirbt, strengt sich dann aber viel mehr an oder so was ähnliches.

Mario Fesler: Genau darum ging es mir auch. Kennt ihr die “Die Brüder Löwenherz” von Astrid Lindgren?

Bookbrothers Felix: Ja

Mario Fesler: Das ist eins meiner Lieblingsbücher gewesen und ich war als Kind überrascht, als meine Mutter uns das bis Seite 3 vorgelesen hat und dann in Tränen ausgebrochen ist. Sie hat gesagt: “Das könnt ihr lesen, wenn ihr alt genug seid.” Es war total beeindruckend, dass ein Buch so eine Wirkung haben kann. Natürlich habe ich es dann selbst gelesen. Ich fand es super und mein Buch “Oliver” ging ja auch in die selbe Richtung: Oliver stirbt und wechselt dann in eine Art Fantasie-Welt. Er durfte sein persönliches Abenteuer erleben. Klar war das traurig, aber eigentlich war die Geschichte spannend und an vielen Stellen sogar sehr lustig.

Bookbrothers Felix: Ich erinnere mich noch an “die Brüder Löwenherz”. Da hatte sich der überall beliebte große Bruder Jonathan sich für seinen todkranken Bruder Krümel, also Karl, geopfert und ihn aus dem brennenden Haus gerettet. Später starb Krümel an seiner Krankheit und traf Jonathan in Nangijala wieder.

Mario Fesler: Genau, und dann kämpfen sie dann gegen den Drachen Katla. In Nangijala kann sich dann Krümel als Held beweisen und sich für seinen Bruder ein großes Opfer leisten. Ich fand das Buch wahnsinnig toll. Ich wollte so etwas ähnliches schreiben, wobei ich natürlich nicht die heilige Astrid Lindgren erreichen würde. Aber ich wollte es zumindest versuchen.

Bookbrothers Felix: Also “Die Brüder Löwenherz” habe ich bei meiner Omi gelesen, die hat uns nämlich das Buch hingelegt und hat gesagt: “Ihr könnt das hier mal lesen” und sie hat uns gesagt, dass unser Papa das Buch immer richtig gemocht hat. Die Omi hat nicht geflunkert. Das ist eins von Papas Lieblingsbüchern.

Mario Fesler: Ja, da gehe ich voll mit bei eurem Vater. Wie hat es dir gefallen oder euch?

Bookbrothers Felix: Ich fand es gut, ich weiß aber nicht ob Luca das gelesen hat.

Bookbrothers Luca: Nein, habe ich noch nicht.

Bookbrothers Luca: Ist „Switch You“ abgeschlossen mit dem dritten Teil?

Mario Fesler: Nach dem dritten Teil ist Schluss ja. Es war schon ein bisschen angelegt als eine Serie, die auch länger funktioniert hätte. Ich hatte noch etliche andere Tauschpartner im Kopf. Das Buch war kein Flop, aber es hat nicht so viele Fans gefunden, dass man sagt: “Damit machen wir jetzt weiter”. Ich find’s schade, es tut mir schon weh. Andererseits kommt Ende April der Auftakt für eine Agentenserie heraus. Aber ganz anders, als “Extrem gefährlich”, es gibt also keine sprechenden Tiere und es ist tatsächlich eher ein Thriller. Das macht mir richtig viel Spaß. Ich überarbeite schon den 2. Teil und wenn ich eigentlich Fehler finden und beheben will, passiert es mir immer wieder, dass ich selbst von meinem eigenen Buch gefesselt bin. Ich bin gespannt, wie das Buch euch gefallen wird, da ihr ja auch alle 3 “Extrem gefährlich” hattet, oder?

Bookbrothers Luca: Ja

Mario Fesler: Insofern seid ihr ja schon Kenner und könnt das einstufen, wie gut mir das in diesem Falle gelungen ist.

Bookbrothers Luca: Vielen Dank für das tolle Interview.

Mario Fesler: Ich danke euch, das hat Spaß gemacht.

Interview mit Daniel Bleckmann und Thomas Hussung

4 Personen: Vorne Felix und Luca, hinten Thomas und Daniel

Auf der Leipziger Buchmesse 2024 haben wir Interviews mit Schriftsteller:innen und Illustrator:innen geführt, deren Bücher uns gefallen. Den Anfang macht dieses Interview mit Daniel Bleckmann und Thomas Hussung. Die beiden haben sich einige Zeit genommen, um unsere Fragen zu beantworten. Das Gespräch hat sehr viel Spaß gemacht und nach anfänglicher Nervosität unsererseits bekamen wir einen schönen Austausch hin.

Interview

Bookbrothers Felix: Daniel, wie bist du zum Schreiben gekommen?

Daniel Bleckmann: Ich schreibe eigentlich schon, so lange ich schreiben kann. Im Alter von 13/14 Jahren habe ich angefangen, Fantasyrollenspiele wie “Dungeons and Dragons” oder “Das schwarze Auge” zu spielen. Ich habe zu den Figuren, die ich dabei gespielt habe, komplette Hintergrundgeschichten geschrieben: Wo kommt der Held her? Wer waren seine Eltern? Warum begibt er sich ins Abenteuer?

Das war die Initialzündung, wo ich angefangen habe, so mit 14, richtig große Geschichten zu schreiben.

Bookbrothers Luca: Wie planst du deinen Arbeitsalltag ein? Du bist ja noch Lehrer und schreibst ja dann auch noch die Bücher.

Daniel Bleckmann: Ich wünsche manchmal ich hätte mehr Planung! Aber es hilft auf jeden Fall, morgens um 5:00 Uhr aufzustehen. Da schlafen meine Kinder (und ihr vermutlich ja auch) noch und ich habe dann 2 Stunden Zeit, konzentriert zu arbeiten, bevor die Kinder zur Schule geweckt werden. Wenn ich nach der Schule nach Hause komme, ist korrigieren angesagt, Unterricht vorbereiten und so weiter. Da habe ich keine Zeit mehr, also versuche ich das morgens, weil da der Kopf auch noch frei ist. Ich gucke auch nicht mehr soviel Fernsehen oder spiele an der Playstation. Das hilft auf jedenfall, um den Workload zu steigern.

Bookbrothers Felix: Was ist das Beste daran Autor zu sein?

Daniel Bleckmann: Das beste daran Autor zu sein ist, wenn auf Lesungen Jungs und Mädchen zu mir kommen und sagen, „Herr Bleckmann, ich habe ihr Buch gelesen und es ist eins der ersten Bücher das ich jetzt überhaupt komplett durchgelesen habe.“ Das finde ich richtig toll. Geschichten zu erzählen, die die Kinder abholen, begeistern und zum Lesen bringen ist das Beste am Autorendasein.

Bookbrothers Felix: Und worauf könntest du verzichten?

Als Autor wartet man eigentlich den ganzen Tag, die ganze Woche. Wann kommt endlich das Cover? Wann kommt das schöne Cover? Wann kommt das Lektorat zurück? Wann kann ich weitermachen? Wann kommt die Zusage vom Verlag, ob ich noch einen weiteren Band schreiben darf? Man wartet ständig. Warten ist auf jeden Fall nicht meine Kernkompetenz.

Bookbrothers Luca: Dann hättest du ja Zeit zu zocken.

Daniel Bleckmann: Ich arbeite ja während dessen weiter um die Zeit zu überbrücken. Aber ja, ich zocke auch und da kriege ich auch Inspiration.

Bookbrothers Luca: Dazu passt auch, glaub ich, die nächste Frage. Du hast bei den KoboldKroniken ja sehr viele Nerd-Anspielungen drin. Wieviel Nerd steckt in dir?

Daniel Bleckmann: Ganz viel. Ich sag mal 1/3 ist Nerd, 1/3 ist Lehrer und 1/3 ist der Rest. Wir versuchen, viele Anspielungen in die Bücher zu bringen. Aber manche Filme sind schon ein bisschen alt. Wenn wir Matrix-Anspielungen einbauen, kennt das ja keiner mehr. Oder kennt ihr Matrix?

Bookbrothers Felix: Haben wir noch nicht geguckt.

Daniel Bleckmann: Ja, ist ja auch für Ältere. Ich muss immer gucken, dass das aktuell ist. Star Trek, Star Wars und Herr der Ringe habe ich immer ganz viel drin und es macht auch sehr Spaß die ganzen Eastereggs zu verstecken.

Bookbrothers Felix: Hast du irgendwelche Rituale die dir beim Schreiben helfen?

Daniel Bleckmann; Schwarztee, ich trinke literweise Earl Grey. Ich höre Filmmusik währenddessen, also etwas ohne Gesang. “Herr der Ringe” und in letzter Zeit von „One Piece“ den Netflix-Soundtrack, der ist hoch und runter gelaufen 2023. Ohne Musik geht es nicht. Dann setze ich setze mir Kopfhörer auf die Umgebungsgeräusche ausblenden. Wenn meine Kinder streiten oder bluten, kriege ich das nicht mit, denn ich bin abgeschottet (lacht). Ich habe ganze Playlists für Situationen. Ich habe eine Kampfplaylist, ich habe eine Epic-Playlist, ich habe eine Playlist für „Oh, alles ist traurig“ und da sind dann ganze viele Tracks drin.

Bookbrothers Luca: Hast du jemals „Day of the Tentacle“ durchgespielt oder „Monkey Island“?

Daniel Bleckmann: Monkey Island habe ich gespielt auf dem Amiga 500.

Bookbrothers Felix: Das kennen wir aus dem Computermusik Oldenburg.

Daniel Bleckmann: Ich weiß, euer Papa hat ja gesagt, er ist da jede Woche. Monkey Island habe ich gezockt und dann Indiana Jones, war damals auch eins meiner ersten Spiele. Giana Sisters und Artic Adventure alles mögliche auf dem Amiga 500. Ist schon lange her.

Bookbrothers Felix: Dank Papa sagen mir manche der Spiele sogar etwas.

Daniel Bleckmann: Ja? Ja cool.

Bookbrothers Felix: Giana Sisters hat er mit uns im Computermusem gespielt.

Daniel Bleckmann: Super

Bookbrothers Felix: Während Doggerland ja ein normaler Abenteuerroman ist und ohne Illustrationen funktioniert, sind die KoboldKroniken ja als Text-Comic-Buch komplett anders aufgezogen. Wie arbeitet ihr da zusammen?

Thomas Hussung: Wir telefonieren schon, während Daniel sich die Story ausdenkt, viel und bereden dann den Plot. Wenn Daniel mal nicht weiter weiß, fragt er mich, ob ich einen Tipp habe. Manchmal habe ich das, manchmal nicht. Dann schreibt Daniel vor sich hin. Dann bin ich derjenige, der warten muss und irgendwann bekomme ich die erste Fassung. Oft kriege ich diese Fassung sogar noch vor der Lektorin, bei Band 2 und 4 war’s jedenfalls so. Ich lese das und dann sage ich, „nee alles schlecht, bitte nochmal schreiben“. Nein, Quatsch. Ich gebe ein paar Anmerkungen, die Daniel in die erste Fassung übernimmt. Er schreibt auch schon rein, welche Illustrationen er sich an der und der Stelle vorstellen kann. Danach geht’s ins Lektorat und wenn die fertig sind, lege ich den Text in Indesign (ein Buchlayoutprogramm) und lege fest, wo Texte als Text oder Comic-Passage drin sind. Das geht wieder an Daniel, dann wieder ans Lektorat. Das geht dann gefühlt 1000x hin und her, bis es in den Druck muss, auch wenn wir das Gefühl haben, es ist nicht fertig.

Daniel Bleckmann: Wir nähern uns immer so den zufriedenstellenden 80% an. 100% erreicht man nie bei den Büchern. So das man sagt 100% zufrieden, 100% perfekt. So bei 80% ist dann Schluss. Das Buch wird gedruckt. Später bemerken Leute auf Seite 43, dass der “Pfeil auf die Lampe zeigt, nicht auf die Spaten”. Und wir müssen dann zugeben: “Ja, stimmt”

Thomas Hussung: Also kann es auch passieren, dass man so kleine Fehler dann übersieht, inhaltlich usw.

Bookbrothers Felix: Zum Glück überspielt unser Gehirn Schreibfehler. Manchmal bemerke ich den Schreibfehler beim zweiten Mal lesen.

Daniel Bleckmann: Ja, man wird ja irgendwann betriebsblind. Wir sehen die Sachen auch einfach nicht mehr. Es ist egal wieviele Leute drüber gucken, das ist normal.

Bookbrothers Luca: Die KoboldKroniken sind ja als Buch etwas ganz besonderes. Die Gestaltung selbst ist ja ein Teil der Handlung. Wie unterscheidet sich das Zeichnen hier von anderen Büchern?

Thomas Hussung: Naja, bei anderen Büchern mache ich das nicht so wie ich das gerade erzählt habe. Ich erhalte den Text und in diesem Text sind Kommentare drin: “Hier bräuchten wir eine Illustration”. Es wird beschrieben, was die Illustration zeigen soll und genau das zeichne ich dann. Bei den Koboldkroniken bin ich da viel freier. Wenn Daniel sagt, dass er an dieser Stelle eine bestimmte Illustration haben will, kann ich durchaus “nee, das finde ich anders besser” sagen und dann einigen wir uns. Ich bin nicht bei allen Büchern so frei, aber ich habe mir zum Beispiel auch bei anderen Buchserien ein bisschen mehr Freiraum erkämpft. Das ist nicht unbedingt der übliche Weg, normalerweise wird mir schon klar gesagt, was ich wo malen soll. Gerade am Anfang illustriert man stark nach Vorgaben.

Bookbrothers Felix: Sind die Figuren aus deinem „Kreaturen Kritzelbuch“ mit den Figuren aus Kwertz verwandt?

Daniel Bleckmann: (lautes Lachen)

Thomas Hussung: Ja, manche. Also wir haben ja einen Kobold im „Kreaturen Kritzelbuch“ und der sieht relativ ähnlich aus, wie auch die Kobolde bei den „KoboldKroniken“ aussehen. Im 2. Teil gibt es sogar einen Waldkobold und dessen lateinischer Name – im „Kreaturen Kritzelbuch“ sind ja oft so lateinische pseydowissenschaftliche Namen mit dabei – dessen Name ist gleich wie bei den „KoboldKroniken“. Wen ich meine, verrate ich aber nicht. Dafür muss man entweder warten oder das „Kreaturen Kritzelbuch“ lesen. Dann gibt es auch noch eine Figur die Alberich heißt im „Kreaturen Kritzelbuch“…

Bookbrothers Luca: So wie der Zwerg.

Thomas Hussung: … wie der Zwerg, genau. Also ja ich würde sagen die sind schon verwandt.

Bookbrothers Luca: Was dauert länger die Geschichte oder die Illustrationen?

Thomas Hussung: Ich glaube das reine Schreiben wenn man plotten mit dazu nimmt, also sich die Geschichte ausdenkt, dann ungefähr gleich.

Daniel Bleckmann: Ja

Thomas Hussung: Die reine Schreibzeit ist dann aber wahrscheinlich schneller.

Daniel Bleckmann: Also ich mache mir so 2 Monate Gedanken, mache Pinnwände voll und Flipcharts und plotte die Geschichte so in Kapiteln und in Szene usw. und Handlungssträngen und dann schreibe ich so ungefähr 3 Monate an einem Band. Aber das ist nur der erste Entwurf. Dann kommt schon Thomas und fängt an, rumzukritisieren und zu ändern und dann ja, also dann braucht jeder so ein halbes Jahr. Wobei ich ja auch während, Thomas illustriert auch schon wieder entweder weiter schreibe am nächsten Band oder schon wieder etwas ändere.

Thomas Hussung: Ja, kann man nicht so genau sagen, aber ungefähr ähnlich. Der Text-Bild-Anteil ist ja auch ziemlich ausgeglichen – fast 50:50.

Bookbrothers Felix: Welches Buch würdest du Kindern eigentlich empfehlen?

Thomas Hussung: Gute Frage, also meine Tür in das Fantasygenre war „Narnia“, was passend ist, weil da gibt es ja auch eine Tür durch den Wandschrank. Mit „Narnia“ habe ich angefangen und dann kam schon gleich Tolkien „Der kleine Hobbit“ und dann direkt „Herr der Ringe“. Das fand ich gut und das würde ich auch Kinder empfehlen. Also vielleicht wirklich mit so den Klassikern wie „Narnia“ oder „Der kleine Hobbit anfangen“

Bookbrothers Luca: „Harry Potter“

Thomas Hussung: Dann natürlich „Harry Potter“

Daniel Bleckmann: Ja

Thomas Hussung: Als ich mit „Narnia“ angefangen bin, gab es noch gar keinen „Harry Potter“, deswegen konnte ich das nicht. Wahrscheinlich hätte ich sonst auch mit „Harry Potter” angefangen.

Bookbrothers: Vielen Dank für das schöne Interview

Besuch der Leipziger Buchmesse 2023

Letztes Wochenende waren wir nun auf der @leipzigerbuchmesse. Wir müssen sagen, dass das eine mega coole Erfahrung gewesen ist. Der @dtv_verlag hatte uns zum Bloggerreffen eingeladen. Hier haben wir viele Blogger getroffen, die wir bisher nur von #Bookstagram kannten. Das war schon richtig cool.

Am Samstag war das große Treffen von @young_bookstagram. Hier haben wir bekannte Gesichter wiedergesehen und auch neue kennengelernt. Besonders toll war hier, dass Leute von den Verlagen @carlsen_kinderbuch , @one_verlag und @arena_verlag_kids dabei gewesen sind. Wir konnten Kontakte knüpfen und Fragen stellen. Das war so toll.

Ansonsten haben wir noch Termine bei verschiedenen Verlagen wahrgenommen und uns deren Programme angeschaut oder über kommende gemeinsame Projekte gequatscht.

Immer mal wieder haben wir auch beim @buecheralarm_
vorbeigeschaut. Hier war es einfach immer so herzlich.

Das war ein starkes Wochenende voller toller Begegnungen, Gesprächen und Eindrücken. Zwischen den Terminen haben wir uns einfach nur von der Messe berieseln lassen und uns über die Menschen gefreut die man endlich in einmal in echt kennenlernen konnte oder wiedergesehen hat.

Dies war unsere erste Leipziger Buchmesse. Das Hotel fürs nächste Jahr ist schon gebucht und nun freuen wir uns im Oktober auf Frankfurt.

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