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NSA – Nationales Sicherheitsamt

Klappentext

Weimar 1942: Die Programmstrickerin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen Sicherheits-Amt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reiches überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sich nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet.

Zu meiner Story mit Eschbach

Zu Andreas Eschbach bin ich durch einen seltsamen Zufall geraten. Ich klickte mich durch die Hörbücher bei Deezer durch und dort tauchte das Buch „Exponentialdrift“ auf, welches ich mir auf den täglichen Wegen zur und von der Arbeit jeden Tag anhörte. Ich bin so drauf, dass ich mir dann angucke, was solche Menschen denn noch so veröffentlicht haben und was die Leute sonst so machen. Beim Eschbach tauchten halt Referenzen zum Perry Rhodan Universum auf und irgendwie bekam ich auch mit, dass er für so illustre Sachen, wie „das Jesus-Video“ verantwortlich ist.

Alles irgendwie Zeug, was mich interessieren könnte. Als ich mit NSA anfing, schien das schwarzrotweisse Cover mir in so ziemlich jedem Buchladen und Supermarkt entgegen und an meinem Geburtstag schenkte mir die beste Frau der Welt NSA. Ich wusste aufgrund des Covers natürlich schemenhaft, um was es ging, aber als ich dann in die Welt von Helene, Eugen, Arthur und Co. eintauchte, war es um mich geschehen. Ich wollte, dass es weiter ging und ich genoss jede Sekunde mit diesem Buch.

Handlungsübersicht

Im Jahr 1942 sind Helene Bodenkamp und Eugen Lettke Angestellte des NSA, des Nationalen Sicherheits Amts. Die Deutschen befinden sich im 2. Weltkrieg und es sieht nicht wirklich gut für die Nazis aus. Doch Deutschland ist die führende Nation im Bereich Informationstechnik. Komputer gehören zum Alltag und die Leute speichern alles in der Cloud, da eigene Datenspeicher langsam sind. Die Cloud heißt hier „Weltnetz“ und die Dienste wie „Tagebuch“ oder auch Geldtransfers werden über die Datensilos (=„Server“) des NSA abgespeichert und verwaltet. Programme werden nicht geschrieben, sondern von talentierten Frauen wie Helene gestrickt. SQL gibt es nicht, die Sprache heißt hier SAS und bedeutet eigentlich dasselbe. Analysten wie Eugen Lettke (Projektleiter) geben den Programmstrickerinnen Abfrage-Aufgaben, die in Programme gestrickt werden müssen.

Da alles in den Datenspeichern hinterlegt ist, kann Eugen Lettke seine persönliche Rache an früheren Schulkameradinnen durchführen, indem er kompromittierendes Material in deren Emails (Elektropost) findet und sie damit erpresst. Nachdem er Helene beim Klauen erwischt, übt er Druck auf sie aus, damit sie ihm das Programmstricken beibringt, und er ist anschließend in der Lage, seine Abfragen präziser zu formulieren und noch mehr Daten für sich zu ergattern.

Helene stellt irgendwann ein Programm zusammen, dass die Anzahl von gemeldeten Personen in einem Haushalt mit den Lebensmittelausgaben dieses Haushaltes vergleicht. Helene hat diese Aufgabe relativ naiv programmiert, weil es einfach mal funktionierte und sehr gute Daten lieferte. Die Nazis, insbesondere Himmler, nutzten dann diese Daten, um zum Beispiel die Familie Frank in Amsterdam zu finden.

Helene verliebt sich in einen Deserteur, der bei ihrer besten Freundin versteckt ist und nun gerät sie in Gefahr, dass ihre eigenen Codes die Liebe ihres Lebens verraten.

Parallelen zu heute

Also: Wir haben hier einen Sciencefiction-Roman, der in der Vergangenheit spielt und sich an den vorhandenen Techniken wie WWW, Telefonortung und später sogar Künstlicher Intelligenz bedient. Gleichzeitig haben wir es mit den späten 30ern und frühen 40er-Jahren zu tun, in denen es schon fatal war, wenn man Hitler beleidigte und eigentlich gar keiner zuhörte, außer vertrauten Freunden.

Wir HABEN heute Cloudspeicher und seit März wissen wir auch, dass Amazon-Mitarbeiter über den Alexa-Dienst problemlos Schnipsel von Privatgesprächen aufgreifen konnten. Wir haben auch kaum noch eigene physikalische Speicher, wir hinterlegen alles in der Cloud und tauschen uns in Foren aus, die angeblich ja keiner mitlesen kann. (Facebook). Wir bewegen uns und haben immer unser Smartphone dabei und erstellen so, unbewusst, Bewegungsprofile. Der größte Unterschied zwischen unserer Gegenwart und der Fiktion bei NSA ist lediglich, dass Helene und Eugen nicht in einer Demokratie aufwachsen, sondern in einer Diktatur, die die „neuen Technologien“ für komplexe Datenanalyse ausliest.

Kritik

Bevor ich NSA gelesen habe, habe ich, obwohl ich IT-Experte bin, gar nicht wirklich darüber nachgedacht, dass die Anzahl gegessener Kartoffeln in Relation mit eventuell versteckten Personen in meinem Haushalt in Relation gesetzt werden könnte.

Insofern hat mich das Buch positiv überrascht und spiralförmig in einen Wirbel von Ereignissen reingezogen, der mich am Ende aufgewühlt und wütend zurückließ. Tatsächlich hat mich NSA wirklich fertig gemacht. So fertig, dass ich diverse Social-Media-Apps gar nicht mehr nutze und mein Handy auch nur noch im Notfall dabei haben will. (Wobei der Flugmodus fast immer eingeschaltet ist)

Alles in allem schreibt Andreas Eschbach sehr flüssig und spannend und ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der sich für moderne Kommunikationsmittel interessiert und/oder auch diesen ganzen Internetquatsch mit Argusaugen beobachtet. NSA hat einen Ehrenplatz in der Liste meiner Lieblingsbücher und ich werde definitiv mehr vom Andreas lesen.

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